Alle Träume schienen hoffnungslos verloren
Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich mich verloren fühlte. Hoffnungslos, ohne Perspektive, gefangen in einer Welt, die trotz Familie und Alltag endlos leer erschien.
Der Druck, den ich mir selbst auferlegte – aber auch jener von außen – lastete schwer auf mir. Die Verantwortung, die ich trug, wurde von Tag zu Tag unerträglicher, als würde ich auf einem schmalen Grat balancieren, der jederzeit einbrechen könnte.
Meine eigenen Träume? Ja, die hatte ich einst, tief in mir. Sie waren bunt und lebendig, wie Schmetterlinge in einem Sommergarten.
Doch irgendwo auf dem Weg vom jugendlichen Träumen zum Erwachsensein hatte ich sie verloren – oder besser: aufgegeben. Und mit ihnen auch einen Teil von mir selbst.
Ohne abgeschlossene Ausbildung, mit nur wenigen sozialen Kontakten und als junge Mutter ohne jede Perspektive fühlte ich mich wie ein Vogel im Käfig.
Dabei hatte ich mir immer Kinder gewünscht. Nicht so früh, wie es dann kam, aber die Vorstellung, Mutter zu sein, empfand ich als sehr schön.
Meine Kinder waren das Beste in meinem Leben, und ich bemühte mich mit all meiner Kraft, ihnen eine liebevolle Mutter zu sein.
Doch die Realität, wie ich sie erleben musste, machte es mir oft schwer, diese Rolle wirklich genießen zu können. Die Fremdbestimmung, der enge Rahmen, den ich mir von meinem Mann setzen lies und die ständige Kontrollen nahmen mir die Freude an Dingen, die ich eigentlich als erfüllend empfand.
Ich war in einem Leben gefangen, das mich mehr einengte, als es mir Raum zur Entfaltung gab.
Und trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – sitze ich heute hier, um dir meine Geschichte zu erzählen. Damals, inmitten dieser scheinbaren Dunkelheit, konnte ich mir nicht vorstellen, dass mein Leben jemals anders werden könnte. Und doch war genau diese Zeit der Beginn einer Reise, die alles veränderte: meiner Reise zurück zu mir selbst und meinen Träumen.
Verzweiflung und Stillstand
Ich funktionierte nur noch. Ich tat, was von mir erwartet wurde – als Frau, Mutter, Partnerin und Tochter. Und während ich all diese Rollen erfüllte, schob ich meine eigenen Bedürfnisse tief in den Hintergrund, bis ich sie kaum noch spürte. Von außen schien alles perfekt: ein „normales“ Leben, eine intakte Familie. Doch hinter der Fassade war ich nur noch eine Hülle, innerlich ausgebrannt, leer und gefangen.
Mein Alltag war geprägt von Demütigungen, körperlicher Gewalt und einem lähmenden Gefühl der Ausweglosigkeit. Besonders schwierig waren die Jahre mit meinen beiden Söhnen, von denen einer ADHS hatte – eine Herausforderung, die in den frühen 90er-Jahren noch wenig verstanden wurde. Das mangelnde Verständnis in meinem Umfeld machte alles nur schlimmer. Unterstützung von Familie? Fehlanzeige.
Stattdessen hörte ich immer wieder verletzende Worte wie: „Du bist eine Schande“ oder „Das kannst du nicht machen.“
Dabei waren meine Kinder mein Anker. Ich liebte sie von ganzem Herzen, und ihre Liebe zu mir war das, was mich trotz allem weitermachen ließ. Doch ich fühlte mich schuldig, dass ich das Muttersein in dieser Umgebung nicht so genießen konnte, wie ich es mir gewünscht hätte. Die permanente Kontrolle meines Mannes und die fehlende Freiheit, selbst Entscheidungen zu treffen, raubten mir oft die Kraft, die ich für mich und meine Kinder brauchte.
Es war eine Zeit, in der ich oft am Rande der Verzweiflung stand. Doch trotz all der Dunkelheit gab es einen leisen Hoffnungsschimmer. Ich suchte Hilfe – heimlich, still und leise. Gespräche mit der Diakonie und der Caritas wurden zu einem kleinen Rettungsanker.
Doch die Angst, den entscheidenden Schritt zu wagen, lähmte mich. Ich fühlte mich schwach, nicht mutig genug, um ein neues Leben zu beginnen. Und dennoch: Der kleine Funken Hoffnung, den ich durch diese Gespräche spürte, ließ mich weitermachen.
Der Wendepunkt: Meine ersten kleinen Schritte
Alles änderte sich an einem Tag, der zunächst nicht anders war als alle anderen. Doch dann hörte ich plötzlich eine leise Stimme in mir:
„Was wäre, wenn du jetzt einfach den nächsten kleinen Schritt gehst?“
Das war mein Moment der Klarheit – unscheinbar und dennoch kraftvoll.
Zum ersten Mal erlaubte ich mir, an die Möglichkeit einer Veränderung zu glauben. Ich begann, heimlich eine Wohnung zu suchen.
Jede kleine Tat, die mich diesem herausfordernden Ziel näherbrachte, fühlte sich an wie ein Akt der Rebellion gegen all die Umstände, die mich gefangen hielten.
Die Worte meiner Beraterin gaben mir Kraft:
„Ich bin stark. Ich bin mutig. Ich bin großartig. Ich schaffe das.“
Dieses Mantra begleitete mich jeden Morgen, wenn ich in den Spiegel sah.
Der Tag, an dem ich mit meinen Kindern unter Polizeischutz und mit ein paar wenigen Habseligkeiten auszog, war der Wendepunkt. Mein Mann liess mir nichts von der gemeinsamen Wohnungseinrichtung. Doch es war mir egal. Für mich war das der Beginn eines neuen Lebens – eines Lebens, das endlich mir gehörte.
Der Weg war steinig und voller Herausforderungen, aber dieser erste Schritt gab mir die Gewissheit: Ich kann das schaffen.
Was ich auf diesem Weg gelernt habe
Meine Reise von der Verzweiflung zur Zuversicht war lehrreich und heilsam. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse, die ich dir mitgeben möchte:
1. Akzeptiere deine Gefühle.
Verzweiflung und Schmerz sind keine Schwächen. Sie sind Signale, die dich auffordern, hinzusehen und etwas zu verändern. Kämpfe nicht dagegen an – nimm sie an.
2. Beginne mit kleinen Schritten.
Grosse Veränderungen beginnen oft unscheinbar. Manchmal reicht ein Gedanke, ein Gespräch, ein Mantra. Lass dich von der Größe deines Ziels nicht abschrecken.
3. Vertraue deiner Intuition.
In jedem von uns gibt es eine innere Stimme, die uns den Weg weisen kann. Lerne sie zu verstehen, ihr zuzuhören. Sie ist kraftvoller, als du glaubst.
4. Gib niemals auf.
Es wird Rückschläge geben. Es wird Tage geben, an denen alles hoffnungslos erscheint. Aber jeder noch so kleine Schritt nach vorne zählt.
Was ich dir mitgeben möchte
Meine Geschichte zeigt, dass selbst in den dunkelsten Momenten ein Licht auf dich wartet – wenn du bereit bist, es zu sehen.
Vielleicht fühlst du dich gerade so, als gäbe es keinen Ausweg. Doch glaube mir, du bist stärker, als du denkst. Und du bist niemals allein.
Erlaube dir, den ersten kleinen Schritt zu machen. Suche dir Unterstützung und vertraue darauf, dass auch für dich ein Leben voller Zuversicht und Selbstbestimmung möglich ist.
Aufgeben ist keine Option!
Was hat dir in schwierigen Zeiten geholfen? Oder suchst du gerade nach einem Weg aus deiner eigenen Verzweiflung? Ich lade dich ein, deine Gedanken in den Kommentaren zu teilen oder mir persönlich zu schreiben. Gemeinsam finden wir den ersten kleinen Schritt.
„Die Dunkelheit ist oft der Ort, an dem das Licht seine größte Leuchtkraft entfaltet.“
Herzensgrüße aus der Weite des Lebensmeeres
Elvira