Viele Jahre schon verfolgten mich Sorgen, Ängste, Zweifel und Dramen auf der einen Seite, sowie gleichermaßen Hoffnung und Zuversicht auf der anderen Seite.
Immer wieder rief ich mich selber dazu auf, an das Positive zu glauben. Manchmal gelang es, häufiger aber fühlte ich mich schuldig und suchte nach meinem Fehlverhalten.
Warum trifft es immer mich? Warum schaffe ich es nicht, belastenden Situationen zu entkommen? Warum habe ich nie Glück? Warum muss ich immer so hart kämpfen?
Solche und ähnliche Fragen waren bei mir seit meiner Kindheit an der Tagesordnung.
Und dann dieser schreckliche Sturm, der mir so viel nahm.
Nur 4 Tage vor diesem besagten Mittwochvormittag, sah ich meinen Sohn Daniel zum letzten Mal. Ich konnte nicht wissen, dass es das letzte gemeinsame Essen, die letzte Umarmung, das letzte Mal ein „Mama, ich hab dich lieb“, das letzte „Danke für Alles“ und das letzte Mal überhaupt Alles von ihm war. Ich wusste es nicht, aber ich spürte es als ich ins Auto stieg und weinte während der ganzen Autofahrt. Etwas war anders als sonst.
Fast panisch ergriffen von einem unguten Gefühl, litt ich 4 Tage unter einem grossen Herzschmerz. Leise, tieftraurig und für mich alleine. Es war Dienstagnachmittag, Daniel ging nicht ans Telefon und ich spürte wie schon häufig zuvor, dass etwas nicht stimmt.
Ich wollte zu ihm fahren – 500 km – doch etwas in mir hielt mich zurück.
Nach der Nachricht wurde ich erst einmal aufgefangen von lieben, herzlichen Menschen, die für mich da waren und ich öffnete mein Herz, in dem ich ganz bewusst, eine wunderschöne und stimmige Abschiedszeremonie für Daniel vorbereitete.
Auf einmal waren da all die schönen Dinge, die ich mit ihm als Kind erlebt hatte. Seine hochsensible Art und sein ansteckendes Kinderlachen. Seine Neugier und seine Liebe, mit der er am Muttertag den Frühstückstisch gedeckt hat. Nicht zuletzt seine tiefe Verbundenheit und Fürsorge für seinen kleinen Bruder.
Dann vermischten sich meine Tränen der Trauer mit denen der Dankbarkeit.
Es sollte eine Zeremonie mit viel Licht werden, denn Daniel hatte Angst vor Dunkelheit.
Sein Platz sollte in der Natur unter einem Baum sein, weil er seine Freiheit und die Natur über alles liebte.
Fotos von seiner fröhlich wilden Kindheit, seiner herausfordernden Jugend und dem jungen Mann, dem es schwer fiel, seine Stürme des Lebens zu bewältigen, zierten die kleine, lichterfüllte Kapelle.
Ich gab all meine Liebe, all mein Mutter sein mit, auf diesem letzten Weg.
Zusammen mit meinen Ängsten um ihn, mit Zweifel und Sorgen übergab ich seine Asche der Erde unter einem jungen Nussbaum.
Es war ein würdiger Abschied für Daniel und mit weit geöffnetem Herzen konnte ich ihn loslassen, in seine Freiheit.
Vor, während und nach der Abschiedszeremonie gab es Zeichen, die ich nie zuvor erlebt und gespürt habe. Ich war plötzlich innerlich voller Dankbarkeit und erkannte, was ich oft übersehen hatte in meinem Leben.
Wunderbare Menschen und vor allem mein lieber Mann unterstützten mich in meiner Trauerphase und ich fühlte mich recht bald in einer inneren Ruhe und Stärke.
In dieser Ruhe erkannte ich, wie sehr mein bisheriges Leben, mein Handeln und meine Gedanken auf negative Ereignisse und Ängste ausgerichtet waren.
Sorgen, Zweifel und Dramen vernebelten mir bis dahin oft die klare Sicht und das Gespür für meine Fähigkeiten, mein Potenzial, meine Werte.
Nur wenige Monate nach der Beisetzung meines Sohnes, lebte ich bewusster als all die Jahre vor diesem Ereignis. Ich wurde offener, freier, tiefgründiger und gehe heute selbstbewusst mit mutigen Schritten auf meinem Herzensweg.
Darum ist mein Leitsatz im Leben:
Egal was dir passiert im Leben, egal wie stark der Sturm von außen ist oder in deinem Inneren tobt, nur wenn du es verstehst, ganz bei dir zu sein, bist du handlungsfähig, hast einen offenen Blick und kommst durch jeden Lebenssturm.
Verharre nicht in deinem Drama oder in deiner Lebenskrise. Sie nehmen dir die Energie und die Sicht auf das Wesentliche. Entscheide mutig, kraftvoll und klar.
Es gab bereits in jungen Jahren viele Stürme in meinem Leben, jeder Sturm hat mich innerlich stärker gemacht. Doch dieser Sturm hat mich bewusster, größer und reifer werden lassen, er hat mich so durchgeschüttelt, dass Fähigkeiten, die tief in mir verborgen waren, wieder spürbar wurden.
Heute lebe ich sie. Meine Werte und mein Leben sind aufgebaut auf diese Fähigkeiten, die immer weiter reifen und wachsen dürfen. Ich denke heute, dass mein Sohn mir diese Botschaft brachte, in seinen wenigen Jahren hier auf dieser Erde.
Wir hatten, trotz räumlicher Distanz, eine tiefe emotionale Verbindung und die bleibt für immer in meinem Herzen.
Egal, ob Krankheit, Trennung, Tod eines geliebten Menschen, Jobverlust, oder ein anderes Ereignis, auch wenn es dir unmöglich scheint, je wieder glücklich zu werden, du hast es in der Hand. Du entscheidest immer, wie es weitergeht. Du bist einzigartig und wertvoll. Es ist dein Leben!
Navigiere es geschickt durch einen aufkommenden Sturm, und du wirst ankommen auf der Sonnenseite des Lebens.
Vergangene Stürme hinterlassen Spuren und das ist auch gut so, denn sie sind der Wegweiser für dein Leben in der Gegenwart und in der Zukunft. Du kannst darauf schauen, bevor du dich wieder im Sturm verirrst.
Gibt es in deinem Leben auch Lebensstürme, die dir eine Wendung beschert haben?
Oder steckst du gerade fest in einem dieser Stürme?
Dann sende mir gerne eine persönliche Nachricht.
Mit herzlichen Grüßen aus dem Lebensmeer
Eure Elvira
In einem Leben voller Dramen verlor ich mein eigenes Potenzial.